kARMa |
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text-fragment 1994 2 seiten |
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KARMA Ein Mensch mit starkem Karma, hörte ich, könne von einem Voodoo-Kult nicht dazu gebracht werden, ein Scheintoter zu sein - zu werden. Ganz normale Menschen hingegen, besonders solche die ich einst geliebt, mit denen ich längere Zeiträume des Lebens wirklich sehr bewußt gelebt hatte, konnten diesen Zustand beizeiten herbeiführen. Hier existiere ich nur im fahlen Abglanz der Oberfläche der Worte. Der Verlust der Unschuld ging einher mit Verlustangst. "Die Welt nicht mehr mit den Augen eines Kindes sehen zu können" [ Matisse ]. Die Unmittelbarkeit der Seele, welche ehemals noch in naiver Anteilnahne unbekümmert, ziellos, ohne Angst zu leiden, bedenkenlos, furchtlos vor Verlust, im Dasein als Hingabe erlebt wurde. Ohne zu bedenken, wirklich noch rein gar nichts relativierend. Noch viel mehr, wie ich einst inmitten der Natur mich im zeitlosen Staunen befand. Mit jeder Erfahrung des Scheiterns ahnte ich, daß auch die Liebe von der Illusion lebe. Wo die Verlustangst dazu führe, die Blicke ins Wirkliche zu verdunkeln. So wurden schmerzhafte Erfahrungen zu trockenen Tränen im Auge. Das Gefäß der Seele geformt, doch nicht gebrochen! Zustände., welche weder der Verstand noch das Gefühl konsequent genug zu erkennen wagte. So deformiere sich das Selbst. Wo die Ent-Täuschung entzauberte. Die Sehnsucht blieb, einen Himmel zu finden, um staunend wieder aufzusteigen, abzufallen ganz ohne Worte. Wie der papierne Drachen: in Kinderhand. Schwer zurrte in der Hand die Kraft des Windes, als meine Kinderseele aufflog, hoch in die Lüfte, am Faden der Fantasie hing und doch stets wieder zu Boden sank. Schwerkraft: Psycho-Physik. Wann wieder (wie der "Phönix" aus der Asche) aufsteigend? Wann befreit sein, vom Unhaltbaren? Zuflucht suchen: Wo? Einst: die Seele ein leeres Gefäß, der Himmel voller Licht. Wieder einmal mehr den denkbaren Nullpunkt fixierend: Ohne Licht kein Schatten, chne Freude kein Kummer, ohne Irrtum kein Lernerfolg. Ohne Ende kein neuer Anfang. |
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