humor |
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text-fragmente dietmar wegewitz |
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H U M O R ich begegne humor immer dort, wo ich ihn noch am wenigsten vermute. das ritual unsrer begegnung blieb seit jahren fast unverändert. er reiße zunächst einen seiner derben witze, dann schlägt er mir mit seinen breiten pranken ausgerechnet auf die linke schulter ( er hat sich da noch nie vertan! ), lacht sein grellstes lachen, hält mir ein gläschen schnaps oder sonstwas an hochprozentig trinkbarem unter die nase, wird ruckartig, nachdem er seinen welthumor gekippt hat, wieder extrem normal. ein gespräch anzufangen sei sinnlos. immer wenn ich kurz davor bin, humor aus meiner memokiste in die gedächtnislücke zu verbannen, wenn wir uns seit ein paar jahren weder gesehen, noch sonstwie mal voneinander hätten hören lassen, ausgerechnet dann laufe ich ihm über den weg; breit grinsend verstellt er mir denselben. als sei er ein wächter des schattenreiches, eine art unwesen aus dem jenseits, das sich unsichtbar machen und mich heimlich jederzeit mittels befindlichkeits-seismogramm immerzu orten könne. ob ich will oder nicht, er findet mich, zur unzeit, sogar noch im entferntesten und abstrusesten winkel. nada
schau her, dachte ich, humor gibt's
ja doch noch. fast schon entsetzt,
sein jahrelanges verschwinden könnte
sich in zukunft als symptom erweisen,
das bezeichnend dafür wäre:
ich sei nun endgültig von allen
geistern verlassen, totaler vergessenheit
anheim geworfen. ich drehte ihm freiwillig
den rücken zu, auf daß
er, wie es seine übliche art
war, mir wieder einen seiner furchtbar
kameradschaftlichen schläge auf
meine linke schulter versetze. doch
nichts geschah. und ich drehte mich
um. doch humor war verschwunden. wie
vom erdboden verschluckt. ich dachte,
es wird ihn wohl gestört haben
( spontaneität will wohl überlegt
sein ), daß ich ihm mal zuvorkam.
das nächste mal lasse ich ihn
mich wieder überraschen. wann
wird das sein? ich warte und warte.
doch humor ist in meinem kümmerlichen
denkbezirk bis heute nicht wieder
aufgetaucht. |
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