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text-fragmente dietmar wegewitz

EIN STUHL IST EIN STUHL

trotz sprachverwirrung, ob in babylonischer metaphorik oder in form einer haarspalterei, ein stuhl ist ein stuhl - und daran ändert auch die fragestellung, die sinnfrage nichts.
das wort stuhl ist ebenso eindeutig definiert, wie sinn und zweck, nutzen, gebrauch. hingegen macht es wenig sinn, den stuhl dort hinzustellen, wo man gar nicht sitzen kann. das kann sofort widerlegt werden, wenn man denkt, daß der raum nur ein lager sei; denn auch dort ist ein stuhl ein stuhl.
sogar das abbild eines stuhles ist im engeren sinne immer sofort als stuhl erkennbar. aus welcher perspektive auch immer man einen stuhl betrachtet, man erkennt einen stuhl. sogar ein affe würde sich auf einen stuhl setzen, zumindest irgendwann, wenn er das ding nicht mehr zweckentfremdet, weder damit spielt noch seine unlust abreagiert.
auch wenn ein stuhl total unbequem oder kaputt ist, bleibt er doch immer noch eindeutig erkennbar ein stuhl. selbst wenn man nur noch ein fragment vor augen oder in der hand hat, ein abgeschlagenes, abgesägtes, zertrümmertes und nicht mehr verwendbares stuhlbein, eine lehne, den sitz, so weiß man immer noch eindeutig, worum es sich handelt, was gemeint ist, wozu diese einzelteile gehören.
doch von welchen wörtern, die man täglich hört, spricht oder liest, kann das heutzutage noch behauptet werden?

in der REM-phase ( rapid eyeball moments ) träumt man. was man träumt, kann mit der wahrnehmung von wirklichkeit zwar direkt zusammenhängen, doch selbst wenn man den traum sehr gut erinnert, können die traumsymbole nicht einfach wieder entschlüsselt werden, obwohl der träumende die kryptologie seiner seele im grunde selbst verschlüsselt hat. paradox!


ÄSTHETIK DES SCHEITERNS - ( text-fragment 26.07.1999 - bewegung / stiilstand 11 seiten ) © dietmar wegewitz

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