SINNverLUST

text-fragmente dietmar wegewitz

Was geschieht, wenn Denk-Fühl-Muster außer Kraft gesetzt sind, weder das Bewußtsein noch die Sinne vom konditionierten Reflex gesteuert werden?
Unter starken Drogen kann durch die Oberfläche der Dinge hindurch gesehen werden: normale Wahrnehmungsmuster sind bewußter Kontrolle entrückt. Entscheidend sei, wo die Substanz der Droge wirkt, im Zentrum der DingWELT oder im spirituellen Kern. Ob man in sich ruht, ob äußere Einflüsse die Wahrnehmung zersplittern. Im Idealfall die Bereitschaft in Bewegung setzend, sich verborgenen Dimensionen des Seins zu öffnen. Solche Erfahrungen können ein Schlüssel sein, Türen verborgener Räume der innenwelt ( individuelle mythologie ) zu erforschen.

Sich außerhalb arbeitstechnischer, personaler Zeitbegriffe einem Kaleidoskop neuer Wahrnehmungs-Sensationen zu öffnen, kann manchmal eine Reise ins Nirgendwo sein. Ob Depression oder Glücksgefühle, nur eine geistig-seelische Ilusion? Drogen können - uns - aufschlüsseln. Je nachdem, ob eine synthetische oder organische Substanz wirksam ist. Der Verträglichkeit solcher Substanz und unserer Eigenart gemäß kann man in Zustände fallen - und außer sich geraten. [ "DER KERN RUHT IN WESEN DER DINGE" ARISTOTELES ] Gehirn, Seele und Körper können ins Kaleidoskop verwirrendster, phänomenaler, archaischer Erfahrungen eintauchen. Wenn dabei jegliche Kontrolle aufgegeben wird, können gewohnte Denkmuster und BetrACHTUNGEN extrem vom kopf auf die füße gestellt sein.

Ob im subjektiven Würfelspiel oder im genspezifischen der Hirnstruktur solche Erfahrungen im Idealfall auch genutzt werden können? Dies hängt ohnehin davon ab, ob man in der Lage sei, sich solchen unbekannten Dimensionen zu öffnen. Die Gefahr liegt nahe, daß man bleibende Schäden weder mit Hilfe der Therapien noch mit alltagstauglichen Mitteln zurückführt in die Praxis eines anpassungsfähigen Lebens. Ganz ohne Drogen das Trio individueller Charakterstruktur abzustreifen, was wäre darüber zu sagen? Was und wer setzt uns - beizeiten - in die Lage, anzunehmen, daß man mit sich selbst - noch - identisch sei? Aufgrund welcher phänomenalen Erfahrungen?

ÄSTHETIK DES SCHEITERNS - am rand der wörter ( aus buch 3, 90 seiten #80 ) © 1992

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